Die "Speisung der 5000" – das Frontbild des Grazer Minoritensaals.
Dem größten Bild des Grazer Minoritensaals kann sich wohl niemand entziehen, der hier Konzerte hört, Vorträgen oder Diskussionen folgt oder schlicht und einfach Kunst erlebt: Johannes Rauchenberger erklärt „Die Speisung der 5000“ von Johann Baptist Raunacher, die zu den größten auf Leinwandbespannten Bildern des Barocks in Österreich zählt.
"Wie stellen wir uns den Himmel vor? Wenn wir an ihn glauben, dann vermutlich als anders als hier: Das hindert uns freilich nicht, das Programm und den Drive dieserBild-Idee an der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert verstehen zu wollen. " (Einführung: Johannes Rauchenberger)
Engel JHWHS: Die Kartuschenbilder an der Decke im Grazer Minoritensaal
In Violett-Weiß heben sich hier die medaillonartigen Grisaille-Bilder an den vier Ecken als Dreipassform und als ovale an den Wölbungen ab: Sie rufen die „malkud JHWH“, die Engel JHWHs im Ersten Testament wach, wie sie direkt sich mit Menschen konfrontieren.
Johannes Rauchenberger führt in diese "Referenzbilder" zu den Hauptgeschichten an der Decke ein. Sie erinnern eine Schlüsselszene mit Engeln, die mit einem Schriftband, wie es in der barocken Emblematik gepflegt wurde, verbunden wird.
Johannes Rauchenberger erklärt die dunklen Ölgemälde im ehem. Sommerrefektorium, der heute Minoritensaal, heißt. Er versucht anhand der hier Dargestellten die franziskanische theologische Tradition im Modus der Schau und der Vision zu deuten.
Der Stiegenaufgang zum Minoritensaal war von 1965 bis 2009 ein prominenter Ort für zeitgenössische Kunst. Nach einem Interregnum von 10 Jahren wird er nun erneut mit zeitgenössischer Kunst bespielt – allerdings mit Werken aus der Sammlung des KULTUM, die die Geschichte dieses Ortes subtil erleuchten und befragen: Es sind Arbeiten von ninavale (Nina Kovacheva und Valentin Stefanoff), Ruth Schnell, Sery C. und Dorothee Golz.